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Blinde helfen Sehenden zu sehen
Rodersdorf. Sehende können manchmal fast nicht glauben, wie sicher sich Blinde in einer für sie nur schwarzen Welt bewegen. Noch überraschender dürfte es für viele Sehende sein, dass sich Blinde durchaus auch im Internet bewegen können. Verschiedene Methoden gibt es dazu. Unmöglich ist das natürlich mit der für alle anderen üblichen Maus. Es gibt aber eine spezielle Erweiterung der Tastatur für Blinde. Dabei bewegen sich viele kleine Stäbchen auf und ab und formieren so die auf einen Sechs-Punkt-Code aufgebauten Zeichen der Brailleschrift für Blinde. Dieser liest also die Webseite quasi mit seinen Fingern. Weiter gibt es spezielle Softwaretools, die den Text auf einer Seite in Sprache umsetzen. Damit kann sich ein Blinder beispielsweise die Links auf einer Internetseite vorlesen lassen. Eine weitere, allerdings noch in den Kinderschuhen steckende Technik wandelt selbst Texte um, die in Grafiken integriert sind - jedoch nur langsam und noch mit vielen Fehlern. Erstaunlicherweise hat sich nun ergeben, dass Homepages, auf denen sich Blinde mit ihren eingeschränkten Möglichkeiten gut orientieren können, auch für Sehende besser bedienbar sind. Laut Stephan Göldi von der Goeldi.com in Rodersdorf hat es sich nämlich gezeigt, dass vermeintlich lebendige Seiten mit kleinen Filmchen und blinkenden Grafiken auf den ersten Blick zwar viele beeindrucken - dass es dann aber häufig auch bei diesem ersten Blick bleibt. Wie bei jeder guten Grafik zeigt es sich laut Göldi auch im Internet, dass jene Gestaltung die beste Wirkung hat, bei der sich das Design nach dem Inhalt richtet und nicht umgekehrt. Weil allen technischen Hilfsmitteln zum Trotz Blinde sich auf einer Homepage nur in eingeschränktem Masse zurechtfinden können, ist für sie eine klare Anordnung der Inhalte noch wichtiger. Diese Strategie aber, so Göldi, führe dazu, dass eine für Blinde optimierte Seite auch für Sehende ohne Einbusse an Ästhetik klarer strukturiert sei und deshalb besser beachtet und genutzt werde. Göldi ist überzeugt, dass der Erfolg einer Webseite von der Beachtung der so genannten Usability-Grundsätze abhängt. "Wenn die Struktur einer Webseite stimmt, dann leidet die Übersicht auch unter grossen Datenmengen nicht", ist er überzeugt. Blinde, das habe sich gezeigt, würden immer sehr rasch erkennen, dass und wo Inhalte fehlten. Eine "blindentaugliche" Website sei darum für alle Betreiber eine ideale Grundlage, beispielsweise auch für funktionierende E-Commerce-Lösungen. (khz) |