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Usability: Abwägen zwischen Bedienbarkeit und DesignDieser Artikel erschien am 26. November 2001 in der Basler Zeitung
Rodersdorf. «Eine eigene Homepage haben unterdessen die meisten Unternehmen- und jetzt merkt man, dass sie nicht richtig
funktioniert», beschreibt Stephan Göldi das Marktumfeld von Goeldi.com. Der zum «Neuunternehmer des Monats November 2001»
gewählte 34-jährige Firmengründer konzipiert, entwickelt und wartet zusammen mit seinem Team die Internet-Auftritte seiner Kunden.
Von Oliver Degen
Doch neue Homepages sind nur ein Segment der Dienstleistungspalette von Goeldi.com: «Wir betreiben zudem Web-Hosting - das heisst, wir stellen Dritten Serverkapazität zur Verfügung und managen den Zugriff auf die Daten.» Dazu gehöre auch ein Content-Management-System, das entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Kunden programmiert werde. Da man die Surfer zu regelmässigen Besuchen auf der eigenen Homepage animieren möchte, müsse auch der Inhalt laufend aktualisiert und erneuert werden. «Deshalb muss das Editieren der Daten schnell, einfach und ortsunabhängig möglich sein», so Göldi, «und so entwickeln wir Applikationen, die auf die Hardware des Kunden zugeschnitten sind, das Konzept der Homepage berücksichtigen und unterstützen und dem Kunden bei der Verwaltung seiner Daten die maximale Freiheit geben.» Das dritte Standbein des jungen Unternehmens sind so genannte «Usability-Checks», mit denen die Benutzerfreundlichkeit, die Bedienbarkeit und der Informationsgehalt einer Web-Seite überprüft werden. «Warum muss ein Blinker blinken?»«Usability» könne man mit «definierter Benutzbarkeit» übersetzen, meint Göldi und führt folgendes Beispiel als Erklärung auf: «Selbst wenn ich mit einem mir fremden Auto fahre, weiss ich sofort, wo der Blinker ist und wie ich ihn zu bedienen habe. Ich erwarte von diesem System, dass es mir eine Richtungsänderung akustisch und visuell anzeigt.» Bleibe diese Rückmeldung aus, reagiere man als Benutzer verwirrt - «man hat den Eindruck, dass etwas nicht funktioniert.» Für jedes technische System gebe es klar definierte Kommunikationsregeln, deren Nichtbeachtung die Benutzung des Produktes wesentlich erschwere. «Stellen Sie sich vor, Sie stellen den Blinker und Ihr Auto reagiert mit einem lauten Hupen...» Deshalb müsse man auch beim Konzipieren einer Homepage darauf achten, dass der Benutzer laufend Rückmeldungen erhalte, womit das System gerade beschäftigt sei und welche Befehle es momentan ausführe. Dabei müsse man immer abwägen, ob man dem Design, der Benutzerfreundlichkeit, dem Informationsgehalt oder dem Einsatz der neusten Technologien Vorrang gebe: «So ist zum Beispiel ein Link auf einer Homepage normalerweise blau unterstrichen», verdeutlicht Göldi, «doch wenn man diese Regel einhalten will, wird man bei der Wahl der farblichen Gestaltung der Seite bereits eingeschränkt.» Ein dreistufiges Check-ProgrammDoch wie kommt Göldi möglichen Schwachstellen einer Homepage überhaupt auf die Spur? «Die erste Variante ist die so genannte heuristische Evaluation, bei der mit Checklisten das Einhalten allgemein gültiger Normen überprüft wird», erklärt der Jungunternehmer. Natürlich müsse man immer abwägen, für welche Zielgruppe eine Webseite konzipiert sei: «Wenn ich mich primär an Internetcracks wende, kann ich das Design sicher stärker gewichten und muss beispielsweise die Links nicht zwingend blau unterstreichen.» Die zweite Möglichkeit seien Personentests, bei denen beobachtet werde, wie sich Besucher auf einer Webseite verhielten, wie sie sich zurecht fänden und welches Verhalten zu registrieren sei. «Die Schwierigkeit besteht darin, dass manche Testpersonen das Gefühl haben, sie selber würden gestestet und dürften deshalb keine Fehler machen», erzählt Göldi. Doch die Untersuchung beruhe ja gerade darauf, dass Schwierigkeiten ersichtlich, Unklarheiten benannt oder unlogische Strukturen aufgedeckt würden. Die Erfahrungen und Eindrücke der Testpersonen werden durch Interviews ausgewertet, zudem werden alle Bewegungen auf dem Bildschirm von einer Kamera festgehalten. «Dadurch werden potenzielle Schwachstellen und das daraus resultierende Verhalten des Benutzers auch visuell darstellbar, was meine Überzeugungsarbeit bei den Kunden wesentlich erleichtert», so Göldi weiter. Als drittes Arbeitsinstrument setzt Göldi auch noch statistische und grafische Auswertungen ein: «Das Auswerten der Log-Dateien ermöglicht die Darstellung des gesamten Verkehrs, der auf einer Homepage stattgefunden hat», erläutert der Neuunternehmer des Monats, «so dass ich dem Kunden exakt angeben kann, an welcher Stelle der Besucher eingestiegen ist, wie er sich auf der Seite bewegt hat und an welchem Punkt der Besuch abgebrochen wurde.» Man müsse aber nicht zwangsläufig alle drei Elemente einsetzen, um eine Webseite beurteilen zu können. Goeldi.com, Mühlestrasse 19, 4118 Rodersdorf, Tel. 061 / 733 05 55; http://www.goeldi.com
© 2001 National Zeitung und Basler Nachrichten AG
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